dr hab. Waldemar Rozynkowski
Die Geschichte der Kamaldulensergemeinschaft in Polen geht schon auf über tausend Jahre zurück. In diese Geschichte sind auch die Nonnen Kamaldulenserinnen eingegangen. Die vorliegende Arbeit durchforscht die Entwicklung der ersten Gründung der Kamaldulenserinnen in Polen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Złoczew, einem Kleinstädtchen 22 km südwestlich von Sieradz entfernt, entstanden ist.
Die Genese der Złoczewer Niederlassung ist in den 30er Jahren des 20. Jh. zu suchen, als einige Polinnen ins Kloster der Kamaldulenserinnen in La Seyne-sur-Mer in Frankreich eingetreten sind. Sie durchmachten die nacheinander folgenden Etappen des Klosterlebens und dachten an die Rückkehr in die Heimat. Die Gründungs-schritte in Polen wurden nach dem Kriegsende eingelei-tet. Es wurde Kontakt zu den Krakauer Kamaldulensern hergestellt und es schien, dass es am leichtesten gehen wird, das Kloster in den Westgebieten zu gründen. Den Nonnen hatte man sogar den Vorschlag unterbreitet, sich in Breslau anzusiedeln. Vier Nonnen haben das Haus in Frankreich am 21. August 1948 verlassen. Nachdem sie in Breslau eingetroffen waren, stellte es sich heraus, dass das ihnen zugedachte Haus schon einer anderen Ordensge-meinschaft übergeben worden ist.
Die weiteren Monate verliefen den Nonnen auf der Suche nach einem anderen Klostergebäude. Letzten Endes ließen sie sich im Zentrum von Polen nieder, in einem Ort namens Złoczew. Die Kirche und Überreste eines ehemaligen bernhardinischen Klosters übergab den Nonnen der Leslauer Bischof Karol Mieczysław Radoński. Am 10. November 1949 kamen die Nonnen in Złoczew an. Zunächst war man einige Jahre lang intensiv darum bemüht, um das Leben der Kamaldulenserinnen in der Neugründung dem Charisma des eremitischen Lebens anzupassen. Darüberhinaus war man darauf be-dacht, das Kloster kanonisch zu gründen, was der Les-lauer Bischof Antoni Pawłowski am 8. Dezember 1956 vollbracht hat. An demselben Tag wurde die päpstliche Klausur abgeschlossen
Nach einigen Jahren kamen leider schwere Zeiten für das Złoczewer Kloster. Ein Grund dafür war der Nachwuchsmangel und die damit verbundenen Perso-nalschwierigkeiten. Die Gemeinschaft hatte auch mit ma-teriellen Sorgen zu kämpfen. Nicht ohne Bedeutung für die Situation innerhalb der Gemeinschaft blieben auch die äußeren Schwierigkeiten. Denn es ist nicht zu vergessen, dass die Nachkriegsjahre unter der kommunistischen Regierung die ganze Kirche in Polen auf eine besonders harte Probe gestellt haben.
Der Primas Stefan Wyszyński erließ am 8. Sep-tember 1962 das Dekret, kraft dessen das Kloster der Nonnen Kamaldulenserinnen unter die Verwaltung der Ursulinen der Römischen Union überging. Nach vier Jah-ren, 1966, vertraute er das Kamaldulenserinnenkloster der Obhut der Nonnen Benediktinerinnen aus Żarnowiec an. Im Rückblick auf die abgelaufenen Jahre erwies sich die Entscheidung für Benedikterinnen durchaus richtig. Die Verbundenheit der beiden Gemeinschaften währte über 20 Jahre lang. Erwähnenswert ist auch, dass an der Spitze des Złoczewer Klosters fast ununterbrochen eine Kamal-dulenserin stand.
In dieser Zeit haben die Kamaldulenserinnen aus Złoczew einen engeren Kontakt mit der Kamaldulenser-gemeinschaft in Italien aufgenommen. Die Auswirkung dessen war unter anderem die Vorbereitung der erneuer-ten Konstitutionen der Kamaldulenserinnen in Polen. Sie sind von dem Apostolischen Stuhl im Dekret vom 21. November 1990 anerkannt worden. Inzwischen kam auch Nachwuchs und die Finanzsachen wurden geregelt. Am 6. Mai 1986 haben die Bernhardiner die seit dem 1949 benutzte Kirche und das Klostergebäude den Kamaldulenserinnen als Eigentum übertragen.
Diese Ereignisse begünstigten die Bemühungen von Kamaldulenserinnen, dem Złoczewer Kloster seine vollständige Selbständigkeit wiederherzustellen. Die diesbezügliche Entscheidung lag im Bereich der Befugnisse des damaligen Primases Kard. Josef Glemp. Er war es, der mit dem Dekret vom 9. Dezember 1988 eine vollständige Selbständigkeit des Klosters der Nonnen Kamaldulenserinnen in Złoczew erklärte, nachdem er sich mit der Lage der Klostergemeinschaft vertraut gemacht hatte.
Ende des letzten Jahrhunderts war von der großen Dynamik des gemeinschaftlichen Lebens in dem Złoczewer Kloster gekennzeichnet. Ein Zeugnis ihrer Entwicklung war eine Neugründung der Nonnen Kamaldulenserinnen. Die Nonnen wurden von dem Diözesanbischof von Zamość-Lubaczów Jan Śrutwa empfangen, der ihnen ein ehemaliges Pfarrhaus sowie ein Grundstück für den Bau des Klosters im Ort Tyszowce schenkte. Eine feierliche Einführung der Nonnen in Tyszowce fand am 14. September 1997 statt.
1990 begann man in Złoczew mit dem Bau eines neuen Klostergebäudes. Es wurde am 26. August 2004 von dem Kaliszer Diözesanbischof Stanisław Napierała feierlich geweiht. Wegen des Nachwuchsmangels und hochbetagten Alters der in Frankreich lebenden Nonnen wendete man sich an die polnischen Kamaldulenserinnen mit der Bitte, die Gemeinschaft des Klosters in La Seyne-sur-Mer zu unterstützen. Am 1. März 1990 bewilligte der Primas Josef Glemp die Ausreise der Nonnen. Am 4. Juni 1990 machten sich 3 Nonnen auf den Weg nach Frankreich.
übersetzer: Jolanta Gaca